Spende für Al-Walajah

Solidarität zeigen
Samen, Setzlinge und Obstbäume für Al-Walajah im Westjordanland/besetzte Palästinensische Gebiete

Nach dem schrecklichen Angriff der Hamas auf Israel vom 07. Oktober 2023 und dem darauffolgenden verheerenden Krieg im Gazastreifen, mit weitreichenden massiven Verletzungen des internationalen humanitären Rechts, hat sich auch die Situation der Zivilbevölkerung im Westjordanland zunehmend verschlechtert. 

Die selbstorganisierte Frauengruppe „Rweisat for Woodart“ [1] (kurz: Rweisat) möchte in der aktuell sehr prekären ökonomischen Situation im Westjordanland ihrem Dorf Al-Walajah helfen, sich in nächster Zeit selbst zu versorgen und selbst angebautes (gesundes) Essen auf den Tisch zu bringen. Dafür sollen Samen, Setzlinge und Obstbäume gekauft und gepflanzt werden. 

‘Rweisat’ sind Menschenrechtsverteidigerinnen, die sich aktiv an "Sumud" im Dorf Al-Walajah beteiligen. Sumud ist das arabische Wort für Standhaftigkeit und bedeutet "Existenz ist Widerstand". Eine Strategie des gewaltfreien Widerstands gegen die Politik der israelischen, militärischen Besatzung. 

Al-Walajah ist ein palästinensisches Dorf im Westjordanland mit rund 3000 Einwohner*innen. Vier Kilometer von Bethlehem entfernt, ist das Dorf eine palästinensische Enklave, umschlossen von Mauern, Checkpoints und völkerrechtlich illegalen israelischen Siedlungen [2]. Die fast fertiggestellte Sperranlage [3], die Israel vor Angriffen schützen soll, riegelt Al-Walajah vom restlichen Westjordanland ab. Nur eine Zufahrtsstraße führt noch ins Dorf bzw. heraus.

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Blick von Al-Walajah auf die Sperranlage und Har Gilo, einer illegalen israelischen Siedlung. © Katja Volkenant

Im Westjordanland finden seit dem 07. Oktober vermehrt und fast tägliche Razzien durch die israelische Armee an verschiedenen Orten statt; diese führen zu vielen Toten, Verletzten und Verhafteten. Gleichzeitig gibt es massive gewalttätige Übergriffe von israelischen Siedler*innen auf Palästinenser*innen. Hinzu kommt, dass viele Familien seit dem 07. Oktober kein Einkommen mehr haben, da Palästinenser*innen aus dem Westjordanland nicht mehr in Israel arbeiten dürfen [4] und gleichzeitig die Preise für Lebensmittel enorm angestiegen sind. 

Zugespitzte ökonomische Situation im Westjordanland 

Viele Palästinenser*innen, auch aus dem Dorf Al-Walajah, arbeiteten in Israel vor allem im Bausektor. Seit dem 07. Oktober hat die israelische Regierung die Arbeitsgenehmigungen der Palästinenser*innen eingestellt und auch die Grenzübergänge nach Israel sind für Palästinenser*innen geschlossen. Dies bedeutet, dass viele Familien ihre einzige Einkommensquelle vor über sechs Monaten verloren haben und mittlerweile ihre ersparten Reserven aufgebraucht sind. 

Menschen suchen im Westjordanland erfolglos nach Arbeit. Die Palästinensische Autonomiebehörde (kurz PA; de facto-Regierung [5] im Westjordanland) hat kaum noch finanzielle Mittel, unter anderem, weil die israelische Verwaltung, die ihr zustehenden Steuern nicht weiterleitet. Daher arbeiten Staatsbedienstete (u.a. Lehrende, Sozialarbeitende, Krankenpfleger*innen etc.) schon seit langem nur noch drei Tage pro Woche. Der Lohn für diese verkürzte Arbeit wird, wenn überhaupt, meist nur zu 20–30 % ausgezahlt. Die laufenden Kosten für Schule, Strom, Gas, Internet, etc. können von den Menschen zunehmend nicht mehr aufgebracht werden. Im Krankheitsfall können Gesundheitskosten kaum oder nicht mehr bezahlt werden, was einen enormen zusätzlichen psychischen Stress bedeutet.

Eine Menschenrechtsverteidigerin aus Al-Walajah berichtet:

„Die Situation im Allgemeinen ist sehr schwierig und schlimm. Seit Oktober konnte mein Mann nicht mehr arbeiten, d.h. es gibt kein Einkommen für die Familie und sie haben unsere Krankenversicherung gestoppt. Dabei brauchen wir monatlich viele verschiedene Medikamente und Tests für unseren kranken Familienangehörigen. Ich suche verzweifelt, aber finde keine Arbeit und gleichzeitig haben wir viele finanzielle Verpflichtungen (Lebenshaltungskosten) wie Strom, Gas und Internet. Letzte Woche waren wir drei Tage ohne Strom, weil der Strom im Voraus bezahlt wird - wenn wir den Zähler nicht aufladen wird der Strom abgeschaltet. Ich bin sehr, sehr besorgt, beunruhigt und müde wegen der Anhäufung von unseren Schulden.“

Wir, drei ehemalige und aktive Friedensfachkräfte, haben im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes [6] (ZFD) über die Nicht-Regierungsorganisation KURVE Wustrow – Bildungsund Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e.V. [7] im Westjordanland und speziell mit der selbstorganisierten Frauengruppe ‚Rweisat for Woodart‘ in Al-Walajah über mehrere Jahre gelebt und gearbeitet. Gemeinsam mit den Frauen von Rweisat wollen wir das Dorf Al-Walajah in der aktuell sehr prekären ökonomischen Situation durch diesen Spendenaufruf für Samen und Setzlinge unterstützen.

Um 100 Familien mit Gartenwerkzeugen, komposthaltiger Erde, Samen und Setzlingen sowie kleinen Obstbäumen zu versorgen braucht es ca. 6000 Euro. Das entspricht ca. 60 Euro pro Familie und beinhaltet auch die Transportkosten, vor allem der Erde und der Obstbäume. Die Samen und Pflanzen werden den Jahreszeiten angepasst, angedacht sind u.a.: Zucchini, Gurke, Aubergine, Paprika, Tomaten, Thymian, Salbei, Bohnen, Salat und Mais. 

Bitte unterstützen Sie die Selbstversorgung vom Dorf Al-Walajah und spenden Sie für Samen, Setzlinge, Obstbäume, komposthaltige Erde und Gartenwerkzeuge. 

Jede Spende, ob groß oder klein, hilft dem Dorf und ist ein Zeichen der Solidarität.

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Zusätzlich zu der Selbstversorgung, ist die Gartenarbeit etwas konstruktives in einer aktuell sehr destruktiven Situation, sowie eine sinnvolle Beschäftigung von Menschen ohne Arbeit. Sie trägt zur Reduzierung von psychischem Stress bei. Hände in der Erde © Katja Volkenant

Wir sammeln die Spenden über das Spendenkonto der KURVE Wustrow e.V. unter dem Stichwort „Al Walajah Samen und Setzlinge“. Die KURVE Wustrow e.V. arbeitet partnerschaftlich mit Rweisat zusammen. Bei Angabe einer Adresse (wenn möglich auch Emailadresse) wird sowohl eine Spendenbescheinigung sowie ein kurzer Bericht über den Verlauf der Kampagne zugeschickt. 

Die IBAN des Spendenkontos der KURVE Wustrow lautet: DE93 4306 0967 2041 6468 02 

Die Menschen in Al-Walajah werden die Kampagne und das Pflanzen der Samen und Setzlinge in Al-Walajah dokumentieren, sodass Sie über den Instagram-Account (@rweisat.for.wood.a) bzw. die Website von Rweisat ( https://rweisat.ps/ ) verfolgen können, was mit Ihren Spenden geschieht. 

Jetzt schon mal einen ganz großen herzlichen Dank und viele Grüße 
Angelina, Katja und Nicola 

Transparenzhinweis: Die KURVE Wustrow verwendet 3% der Spendengelder zur Deckung der anfallenden Verwaltungskosten (Überweisungskosten und Verwaltungspersonal).

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Fußnoten

[1]   (https://rweisat.ps/)

[2]      Art 49 Genfer Abkommen (IV): […] Die Besetzungsmacht darf nicht Teile ihrer eigenen Zivilbevölkerung in das von ihr besetzte Gebiet deportieren oder umsiedeln.“ (www.fedlex.admin.ch/eli/cc/1951/300_302_297/de#art_49)

[3]      The construction of the wall being built by Israel, the occupying Power, in the Occupied Palestinian Territory, including in and around East Jerusalem, and its associated régime, are contrary to international law (www.icj-cij.org/sites/default/files/case-related/131/1677.pdf)

[4][…] Since 7 October 2023, Israel has extremely tightened the restrictions, […] using its network of checkpoints to tighten supervision, setting up dozens of new checkpoints, blocking access from dozens of villages to main roads, and revoking all permits for Palestinians to enter Israel for work or other reasons. These restrictions [...]cause major financial losses, limit access to medical care and studies, and harm family life and social activities. (https://reliefweb.int/report/occupied-palestinian-territory/israel-drastically-restricting-movement-west-bank-start-gaza-war-disrupting-lives-2-million-palestinians-enarhe)

[5]Die Palästinensische Autonomiebehörde (abgekürzt PA) ist eine quasistaatliche Einrichtung. Die Behörde wurde 1994 als Teil des Gaza-Jericho-Abkommens zwischen der PLO und Israel eingerichtet. Sie übt seit 1994 nominell (formal) Regierungsfunktionen aus. (https://de.wikipedia.org/wiki/Palästinensische_Autonomiebehörde)

[6](https://www.ziviler-friedensdienst.org/de/ueber-uns)

[7]      Informationen zur KURVE Wustrow und ihre Arbeit in Palästina / Israel: (https://www.kurvewustrow.org/palaestina-israel); Informationen zu dem Projekt mit Rweisat: (https://www.kurvewustrow.org/aktuelles/sumud-eine-schmiede-des-friedlichen-widerstands)