SUMUD – Eine Schmiede des friedlichen Widerstands

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Frauen machen das palästinensische Dorf Al-Walajah für kreativen Protest und Upcycling bekannt

Am 20. November 2018 feierte eine selbstorganisierte Frauengruppe im palästinensischen Al Walajah die Eröffnung ihrer Werkstatt „RWEISAT for Wood Art“. In der Werkstatt sollen selbst hergestellte Upcycling-Produkte entstehen werden, die gleichzeitig auf die prekäre Lage im Dorf aufmerksam machen.

Feierlicher Auftakt

Die Eröffnung war für alle Beteiligten ein bewegender und stolzer Moment. Er erlaubte einen Rückblick auf die enormen Errungenschaften der Frauen. So unterstrich der Vorsitzende des Dorfrats, Ala Al-Darras, in seiner Ansprache, wie sehr die Frauen gestärkt worden seien: „Das Projekt trägt zum Allgemeinwohl und Widerstand des Dorfes bei.“

Aufrecht und wegweisend

Eine der engagiertesten Frauen der Gruppe, Rasha Abu Al-Teen, stellte in ihrer Präsentation die Anfänge, Erfahrungen und Entwicklung der Initiative vor. Sie beschrieb die positiven Auswirkungen der Werkstatt auf den Alltag der Frauen. Sie selbst hat inzwischen ihre eigene private Werkstatt eröffnet, die jetzt Haupteinkommensquelle der Familie ist.

Unterstützung durch die KURVE Wustrow

Wir unterstützten die Initiative von Anfang an. Im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) sind wir seit 2016 eingebunden. Julia Kramer von der KURVE-Geschäftsstelle in Deutschland gratulierte den Frauen: „Es ist wichtig, gegen Ungerechtigkeit aufzustehen. Euer Widerstand ist nicht nur von Wut, sondern auch von Schönheit getragen. Das inspiriert uns.“

Die Friedensfachkraft der KURVE Wustrow, die das Projekt als Friedensfachkraft vor Ort mitbegleitet, fügte hinzu: „Die Kraft dieses Projekts liegt in seinem scheinbar einfachen Ansatz des Gärtnerns und Handwerkerns.“ Sie fügt hinzu: „Die Menschen in Al-Walajah leiden seit vielen Jahren unter den Einschränkungen durch das israelische Militär. Insofern trägt jede einzelne Frau in dem Gartenprojekt zum Wandel und Widerstand bei. Sie geben der unerträglichen Situation ein menschliches Gesicht. Damit macht das Projekt also nicht nur die Frauen, sondern das ganze Dorf bekannt.“

Die Werkstatt

Der Name der Werkstatt wurde in Anlehnung an den Hügel RWEISAT in Al-Walajah gewählt. Dieser soll jüngsten israelischen Plänen zufolge für den Ausbau illegaler Siedlungen beschlagnahmt werden.

Rückblick

Das Projekt begann im Juni 2016 mit einer Gruppe von 9 Frauen, die regelmäßig zusammenkamen. Sie lernten mit Unterstützung ihres Trainers Ala Hilu. Er zeigte ihnen, wie sie selbstbestimmt und kreativ ihre Gärten gestalten können. Sie nutzten dafür Methoden der Permakultur und des Upcyclings, also dem Aufwerten von gebrauchten Materialien. Im Geiste des Sumud (Existenz ist Widerstand), wollten sie ihre Familien mit lokalen Lebensmitteln versorgen, zum Haushaltseinkommen beitragen und durch die Arbeit Stress abbauen. Nach einer Reihe von Trainings, in denen sie unter anderem mit dem Gebrauch von Werkzeugen, Maschinen und der Holzgestaltung vertraut wurden, setzten sie die erlernten Kenntnisse in ihren eigenen Gärten ein.

Die Nähe zu Israel

Geopolitisch liegt Al-Walajah in einem Gebiet, in dem Israel den Ausbau illegaler Siedlungen plant, nachdem bereits weite Bereiche des Dorfes annektiert wurden. Die strategische Bedeutung für Israel setzt die Dorfbevölkerung permanent der Gefahr aus, dass sie vertrieben und ihre Häuser abgerissen werden.

So hat Al-Walajah eine große Bedeutung für den palästinensischen Widerstand gewonnen. Indem die Dorfbevölkerung trotz der harten Bedingungen und des konstanten Drucks von Seiten des israelischen Militärs in ihren Häusern bleiben, leben sie „Sumud“.

Gäste sind willkommen

Alle sind herzlich eingeladen, sich einen persönlichen Eindruck von diesem beeindruckenden Projekt in Al- Walajah zu verschaffen. Auf Anfrage besteht die Möglichkeit zu einer geführten Tour durch das Dorf.

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