Geschichte des ZFD

Der Zivile Friedensdienst - wie alles begann

1999 reisten die ersten ZFD-Fachkräfte in das ehemalige Jugoslawien, nach Guatemala, Rumänien, Simbabwe und in die palästinensischen Gebiete aus. Seitdem hat sich der ZFD im Kontext der Entwicklungspolitik zu einem Erfolgsmodell für Gewaltprävention und Friedensförderung weltweit entwickelt. Von Tilman Evers.

Als in den neunziger Jahren die Kriege im zerfallenden Jugoslawien Europa erschütterten, entstand in Deutschland, zunächst in kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Kreisen, die Idee für einen Zivilen Friedensdienst. Ein Diskussionsforum „Ziviler Friedensdienst“ von interessierten Personen und Gruppen erarbeitete ab 1993 das Konzept einer professionellen Friedensarbeit analog den Entwicklungsdiensten und begann 1995 mit der politischen Werbung dafür.

Im Jahr 1997 unterzeichneten zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur eine „Berliner Erklärung für einen Zivilen Friedensdienst in Deutschland“. Ab 1996 konnten regelmäßige Qualifizierungskurse für berufs- und lebenserfahrene Frauen und Männer angeboten werden, an denen bis heute fast 550 Fachkräfte teilnahmen. Unter dem Namen „Konsortium Ziviler Friedensdienst“ begann im selben Jahr auch der beständige Erfahrungs- und Ideenaustausch zwischen den beteiligten Friedensgruppen und den anerkannten Entwicklungsdiensten.

Nach dem Regierungswechsel 1998 konnte die Umsetzung beginnen: Was bis dahin eine bloße Idee war, nahm nun die reale Gestalt eines Gemeinschaftswerks von deutschen Friedens- und Entwicklungsorganisationen und dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an. Rasch stieg mit der öffentlichen Förderung auch die Zahl der Zielregionen, der bewilligten Projekte und der entsandten Fachkräfte. Das Konsortium verwandelte sich von einer gedanklichen Zukunftswerkstatt zu einer operativen Arbeitsplattform der (inzwischen) neun Trägerorganisationen. In diesem Rahmen entstanden erste Fachpublikationen und gemeinsame Standards der Qualifizierungs- und Projektarbeit. Gemeinsam stellten die Mitglieder des Konsortiums sich in den Jahren 2009 bis 2011 einer großen Evaluierung. Daraus ergaben sich Verbesserungsvorschläge, u.a. zur Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit, die in einem gemeinsamen Reform-Prozess umgesetzt wurden.

18 Jahre nach seiner Gründung könnte das Anliegen des ZFD nicht aktueller sein. Weltweit nehmen bewaffnete Konflikte zu. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung zählte im Jahr 2016 mehr als 400 politische Konflikte, von denen 226 mit Waffengewalt ausgetragen wurden. Sie finden meist im Inneren von fragilen Staaten statt; sie schaffen den gewaltträchtigen Hass zwischen Bevölkerungsgruppen, an dessen Überwindung der ZFD vordringlich arbeitet.

Seit 1999 haben über 1.200 ZFD-Fachkräfte in mehr als 60 Ländern erfolgreich an friedlicher Konfliktbearbeitung mitgewirkt. Aktuell arbeiten rund 350 internationale ZFD-Fachkräfte in 45 Ländern. 2020 wird der ZFD vom BMZ mit rund 55 Millionen Euro gefördert. 

Die Wirksamkeit ziviler Friedensarbeit zeigt sich an Beispielen aus der Praxis: So führte die Aufarbeitung der kriegsbelasteten Vergangenheit in Guatemala dazu, dass im Frühjahr 2016 hochrangige Militärs erstmals wegen Gewaltverbrechen während des Bürgerkriegs vor Gericht zur Rechenschaft gezogen wurden. Im ehemaligen Jugoslawien entstanden aus der Trauma-Arbeit mit Kriegsveteranen Versöhnungsinitiativen; unterstützt vom ZFD arbeiten ehemalige Soldaten dort als Zeitzeugen mit Jugendlichen, damit die grausame Vergangenheit nicht wiederkehrt. In Kolumbien fördern ZFD-Fachkräfte gemeinsam mit lokalen Journalistinnen und Journalisten eine sensible Medienberichterstattung, die deeskalierend statt konfliktverschärfend wirkt.

Autor Tilman Evers ist Sozialwissenschaftler und Berater im Bereich der Entwicklungspolitik und Konfliktbearbeitung. Er hat den ZFD von Beginn an unterstützt und begleitet, u.a. als Vorstand im forumZFD.