Was leitet unser Handeln? Die KURVE Wustrow – Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e.V. wurde 1980 gegründet. Wir haben die Vision einer gewaltfrei geprägten Welt im ökologischen und sozialen Gleichgewicht. Wir wollen dazu beitragen, dass Betroffenheit über gewalttätige und kriegerische Auseinandersetzungen, ökologische Zerstörung und soziale Ungerechtigkeit in überlegtes gewaltfreies Handeln umgesetzt werden kann. Dieses Anliegen findet Ausdruck in unserem Leitspruch „Gewaltfreiheit verbreiten“ – „spreading nonviolence“. Welche Begriffe sind für uns zentral? „Gewaltfreiheit“, „Konflikt“, „zivile, gewaltfreie Konfliktbearbeitung“ sowie „gewaltfreie Aktion“ und „ziviler Ungehorsam“ sind wichtige Begriffe für die KURVE Wustrow. Gewaltfreiheit heißt für die KURVE Wustrow aus der Logik von Gewalt und Gegengewalt auszubrechen und gleichzeitig Alternativen im Umgang mit Konflikten zu finden. Gewaltfrei zu handeln heißt, aktiv und kreativ für soziale Veränderungen einzutreten. Gewaltfreiheit im Alltag heißt, die eigenen zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen und globalen Bezüge und Handlungsweisen zu überprüfen und Gewalt, auch im Sinne von Ausbeutung, Ungerechtigkeit und Machtausübung, abzubauen. Dazu gehört, Entscheidungen im Konsens zu fällen und gleichberechtigt zusammen zu arbeiten. Gewaltfreiheit ist nicht gleichzusetzen mit Wehrlosigkeit. Konflikte sollen nicht vermieden, sondern durch gewaltfreie Methoden bewusst, konstruktiv und phantasievoll sichtbar gemacht und bearbeitet werden. Eine gewaltfreie Haltung bedeutet, sich der eigenen physischen, verbalen, psychischen, strukturellen und kulturellen Gewaltausübung gegen Mensch und Natur bewusst zu werden. Gewaltfreiheit beinhaltet, in Streit und Auseinandersetzung auf Gewaltanwendung zu verzichten und auf angedrohte oder ausgeübte Gewalt nicht mit Angst, Zorn oder Gegengewalt zu reagieren. Zur Gewaltfreiheit gehören Mut, Entschlossenheit, Zivilcourage, Sensibilität und Durchhaltevermögen. Wir verstehen Konflikte als Chance für gewaltfreien Wandel. Wir gehen davon aus, dass in einem Konflikt die Bedürfnisse und Interessen von Menschen in Verhandlung gebracht werden können. So wird die Logik von Gewinnen und Verlieren überwunden. Zivile, gewaltfreie Konfliktbearbeitung bedeutet, bewusst auf nicht-militärische Mittel zu setzen, um gewaltsame Auseinandersetzungen zu vermeiden, beizulegen oder nach zu sorgen. Konflikte haben nur dann eine Aussicht auf nachhaltige Klärung für die Beteiligten und auf die Freisetzung der positiven Potentiale, wenn sie gewaltfrei bearbeitet werden. Die Verantwortung für die gewaltfreie Bearbeitung von Konflikten liegt in erster Linie bei den direkt am Konflikt Beteiligten. Doch können sie dabei von außen stehenden Akteuren unterstützt oder gestärkt werden. Präventiv kann eine Vermittlung und Stärkung von Kompetenzen für die Konfliktbearbeitung erfolgen. Gewaltfreie Aktion bedeutet für die KURVE Wustrow die Öffentlichkeit aufzurütteln und zur Bewusstseinsbildung beizutragen. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil ziviler, gewaltfreier Konfliktbearbeitung – insbesondere um einen Konflikt öffentlich zu machen, die Benachteiligten in einem Konflikt zu stärken und ein Machtungleichgewicht abzubauen. Die Gewaltfreie Aktion beruht auf einer Gewissensentscheidung, ist wohlbedacht, steht im Zusammenhang mit dem übergeordneten Ziel, wird nicht verheimlicht, sondern häufig sogar angekündigt und achtet die Würde des Menschen – insbesondere auch des Gegenübers im Konflikt. Die gewaltfreie Aktion will durch unterschiedliche Methoden auf bestehendes Unrecht aufmerksam machen und versucht einzugreifen, um zu Veränderung und zur Auflösung eines Unrechts anzuregen. Bei gewaltfreier Aktion bestimmt das Ziel die Mittel. Die Mittel der gewaltfreien Aktion sind vielfältig. Dazu gehören zum Beispiel: Straßentheater, Demonstrationen, Menschenketten oder Mahnwachen. Gewaltfreie Aktion kann auch ein Akt Zivilen Ungehorsams sein. Ziviler Ungehorsam ist der aus Gewissensgründen und gewaltfrei vollzogene Verstoß gegen ein Gesetz, gegen eine Pflicht oder gegen den Befehl eines Staates oder einer anderen Macht. Das Eingreifen durch z.B. Sitzblockaden, Platzbesetzungen oder Ankettaktionen bedeutet, Sanktionen in Kauf nehmen zu müssen. Welche Werte und Prinzipien liegen unserer Arbeit zugrunde? Unsere Werte und Prinzipien leiten sich aus der Vision und wichtigen ideellen Wurzeln und Vorbildern ab. Dazu zählen zahlreiche soziale Bewegungen, die mit gewaltfreier Aktion für gesellschaftliche Veränderung eingetreten sind. Bekannte Vertreter*innen solcher Bewegungen waren Mahatma Gandhi und Martin Luther King, Eva Quistorp (Frauen für den Frieden) sowie zahlreiche auch unbekannte Menschenrechtler*innen sowie Umwelt- und Friedensaktivist*innen. Die wichtigsten Werte und Prinzipien für die KURVE Wustrow sind: Achtung und Respekt vor jedem Lebewesen und vor Umwelt und Natur, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Konsens, Partnerschaftliches Lernen und Handeln. Diese Werte und Prinzipien erlangen beispielsweise bei der Entscheidungsfindung in Verein und Geschäftsstelle praktische Relevanz. Angestrebt wird, alle Beteiligte in Entscheidungsprozesse und in die Ausrichtung der Arbeit einzubeziehen. Wir streben nach einer klaren Konsensorientierung und möglichst flachen hierarchischen Strukturen. Unsere Arbeit orientiert sich an dem Prinzip des partnerschaftlichen Lernens und Handelns. Gemeinsames Lernen ist ein Baustein für ein friedlicheres und gewaltfreies Miteinander. 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