Sich verbunden fühlen

Unsere Friedensfachkräfte kommen zu Wort.

Partnerfachtagung der KURVE Wustrow im August 2018

„Gemeinsamkeit trägt“

Unsere Geschäftsführerin Anja Petz berichtet wie die KURVE Wustrow den Zivilen Friedensdienst gestaltet:

Im August 2018 kamen alle Kolleg*innen aus unseren Partnerorganisationen sowie unsere Friedensfachkräfte und das KURVE-Team aus Wustrow zusammen. Unter der Überschrift „Connect, Exchange and Grow“ trafen wir uns für eine Woche in der Nähe von Hamburg am Elbdeich.

Mit unseren regelmäßig stattfindenden Partnerfachtagungen möchten wir einen besonderen Raum schaffen. Hier kommen Friedensaktivist*innen aus allen unseren Projektregionen  zusammen, können sich mit Kolleg*innen aus anderen Ländern und aus der Geschäftsstelle in Wustrow treffen und austauschen. Auch ein überregionales vernetzen wird dadurch möglich. In diesem Jahr saßen bis zu 80 Kolleg*innen aus Deutschland, Myanmar, Nepal, Sri Lanka, der Ukraine, dem ehemaligen Jugoslawien, Palästina und Israel beisammen.

Eine inhaltsreiche Überschrift
Wir stellten die Tagung unter das Motto: „Verbinden, austauschen und wachsen – gewaltfreie Perspektiven auf positiven Frieden“.
Mit unseren Partnerorganisationen verbindet uns das Streben nach positivem Frieden. Ein Begriff, den der Friedensforschers Johan Galtung prägte.
Positiver Frieden bedeutet in jedem Fall die Abwesenheit von Krieg oder gewaltsamen Konflikten plus das Überwinden von struktureller Gewalt und Diskriminierung.

Eigene Themen einbringen
Wir wählten die Open Space Methode für unsere Tagung, um in einem strukturierten Rahmen möglichst viel Freiraum zu bieten. Jede Einzelne konnte ihre unterschiedlichen Ideen und Anliegen einbringen. Denn im Open Space gestalten alle Teilnehmenden die Agenda. Ein besonderer Moment: die Methode ist eingeführt, die leeren Blätter und Stifte liegen in der Mitte, an der Pinnwand hängt die Struktur der leeren Agenda. Die Moderatorin gibt das Startsignal und innerhalb von Sekunden werden Blätter beschrieben, Arbeitsgruppen vorgestellt und die Listen füllen sich schnell.

Viele Dinge passieren gleichzeitig und es wird zu ganz unterschiedlichen Themen diskutiert, sich ausgetauscht und zugehört. Unsere Gäste nutzten den Open Space, um ihre Geschichte zu erzählen, zum Beispiel wie ihr Leben sich durch den Krieg veränderte. Sie berichteten von ihrer Arbeit als Menschenrechtsaktivist*innen und der politischen Situation in ihren Heimatländern. Sie beraten Arbeitsansätze und den Umgang mit Schwierigkeiten in der Friedensarbeit. Kolleg*innen aus Mazedonien, Sri Lanka und Nepal überlegten gemeinsam, wie Jugendliche in ihren Ländern für Friedensarbeit motiviert werden können.

Einblicke

Doris Hertle und Erika Jennerjahn-Meyer vom ehrenamtlichen Vorstand der KURVE Wustrow erzählten aus den Gründungsjahren unserer Organisation. Sie sprachen auch von schwierigen Umständen und Konflikten in dieser Anfangszeit. „Niemand hätte sich damals träumen lassen, dass einmal Menschen aus so vielen Winkeln der Erde in Partnerschaft mit der KURVE Wustrow arbeiten werden“, so Doris Hertle.

Wie wir Friedensdienst verstehen
Die KURVE Wustrow entsendet Friedensfachkräfte, die in den Partnerorganisationen ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und sich selbst einbringen, um die Organisationen auf ihrem Weg zu begleiten, zu unterstützen und teilzuhaben. Gemeinsam mit Kolleg*innen aus den Partnerorganisationen setzen sie Friedensprojekte um. Die unterschiedlichen Perspektiven sollen die Friedensarbeit befruchten, bringen aber auch Herausforderungen in der täglichen Zusammenarbeit mit. Eine Kollegin aus Nepal nutzte das Bild der arrangierten Ehe, um auch die Hürden zu beschreiben, die zu nehmen sind, bevor ein Projektteam zusammenwachsen kann. In der Umsetzung ist nicht immer alles einfach, auch das konnten wir erfahren. Denn wir wünschen uns gezielt das Feedback unserer Partner, wenn es um die Gestaltung der Partnerschaften geht. Am wichtigsten ist uns aber: Die gemeinsame Basis ist vorhanden. Das wurde in Gesprächen in der Woche immer wieder spürbar.

Fazit

Wir in der KURVE Wustrow und unsere Kolleg*innen aus den ZFD-Projekten, erleben oft sehr unterschiedliche Realitäten. Trotzdem konnten wir in der gemeinsamen Woche erleben, wie viele Herausforderungen der täglichen Arbeit uns verbinden. Uns verbindet auch die Erfahrung, wie weit entfernt wirklicher gerechter Frieden oft scheint – auch hier in Europa.

Mit so vielen verschiedenen Menschen eine Vision zu teilen, sich den gleichen Werten verpflichtet zu fühlen, in sehr unterschiedlichen Umständen für das Gleiche zu arbeiten – das gibt uns Kraft. Das konnten wir in dieser Woche intensiv erfahren. Daran sind wir gemeinsam gewachsen.