12 Menschen 12 Geschichten

Gewaltfreiheit wirkt

Im Jahr 2020 feierten wir das 40-jährige Bestehen unseres Vereins. Anlässlich dessen haben wir Geschichten über gelungene gewaltfreie Aktionen eingesammelt, denn "Gewaltfreiheit wirkt". Wir hören von listigen Aktionen, unbequemen Fragen und manchmal von wagemutigen Blockaden.

Lest, was alte und neue Weggefährt*innen berichten: Margit Albers, Wolfgang Hertle, Hagen Berndt, Michael Schneider, Lihi Joffe, Fin Kuhl, Nenad Vukosavljević, Albulena Karaga, Jana Burke, Katja Tempel, Mai Ali Shatta und Ilham Zeda von der Frauengruppe aus Al-Walajah. 

Alle 12 Geschichten im Überblick:

Mai Ali Shatta Aktion

Aktionen für eine friedliche Revolution

Sudanesische Frauen sind inspiriert von Kooperation für politischen Wandel

„Friedliche Demonstrationen von Aktivist*innen der Zivilgesellschaft haben zweifellos zur Sudanesischen Revolution beigetragen. Dies allein beweist schon die kraftvolle Wirkung von gewaltfreier Aktion. Und ich bin besonders stolz darauf, dass Frauen hier eine wichtige Rolle gespielt haben.“

Lihi Joffe Aktion

Eine feministische Perspektive für Frieden im Nahen Osten

Jüdische und palästinensische Frauen vereint gegen israelische Besatzung

„Frauen können sehr viel erreichen, wenn sie zusammenarbeiten. Ihre feministische Perspektive kann eine ganze Gesellschaft transformieren. Dies ist besonders wichtig in Israel.“ Eine feministische Perspektive bedeutet für Lihi Levian Joffe Empathie und Solidarität sowie die Bereitschaft, mit einer offenen und inklusiven Haltung voneinander zu lernen. Dies könne in einem Land mit häufiger militärischer Konfrontation zur Förderung des Friedens und zur Wahrung der Menschenrechte beitragen.

Michael Schneider Aktion

Opernarien und ein „Oscar“ für den Innenminister

Vom Wendland über Zürich und Berlin als Friedensfachkraft nach Nepal

„Der gewaltfreie Widerstand gegen die Castor-Transporte hat meine Kindheit und Jugend entscheidend geprägt“, erinnert sich Michael Schneider aus Lomitz im Wendland. Seine Eltern waren in der Anti-Atom-Bewegung aktiv, da wurde zu Hause sehr viel über die Bedeutung und potenzielle Wirkung von gewaltfreien Aktionen diskutiert. Auch die internationale Friedensarbeit spielte eine große Rolle.

Katja Tempel Aktion

Eine Stunde weniger für den Krieg

Gewaltfreier Widerstand gegen Atomwaffen, Castor und Gentechnik

„Ich bin mit dem Grundsatz aufgewachsen, dass wir nur dann gut leben können, wenn alle Menschen die gleichen Chancen haben und auch die Rechte von Minderheiten gewahrt bleiben. Wenn immer dies nicht der Fall ist, muss Widerstand geleistet werden.“ Widerstand ist für Katja Tempel mehr als nur ein Protest, mit dem Meinungen in die Öffentlichkeit getragen werden. Er erfordert für sie eingreifendes Handeln und zivilen Ungehorsam.

Nenad Vukosavljević Aktion

Die „Feinde“ als Menschen wahrnehmen

Schwierige Versöhnungsarbeit nach den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien

„Erst wenn man die ‚Feinde‘ persönlich kennenlernt und als Menschen wahrnimmt, kann das hasserfüllte Schwarz-Weiß-Denken von Freund und Feind überwunden werden. Solange das nicht gelingt, besteht immer die Gefahr, dass gewaltsame Konflikte wieder aufleben.“ Für Nenad Vukosavljević ist dies schon seit 25 Jahren eine ständige Motivation, die früheren Kriegsparteien im ehemaligen Jugoslawien direkt miteinander in Kontakt zu bringen.

Albulena Karaga Aktion

Bildung als starke Kraft für sozialen Wandel

„Dealing with the past” ein äußerst sensibles Thema in Nordmazedonien

„Ich halte es für einen Trugschluss zu glauben, Gewaltfreiheit wirke nicht, wenn man ihr nie eine Chance gegeben hat. Gewaltsame Interventionen haben in der Vergangenheit doch kaum etwas erreicht. Wir müssen uns stärker und länger um einen Erfolg von gewaltfreiem Handeln bemühen und dafür die nötigen Mittel bereitstellen. Und eine der wirksamsten Ressourcen ist Bildung.“ Bildung kann nach Ansicht von Albulena Karaga einen nachhaltigen Wandel bewirken.

Wolfgang Hertle Aktion

Gewaltfreier Widerstand mit internationaler Dimension

Vom Larzac in Frankreich ins norddeutsche Wendland

„Wir wollten politische Bildung verbinden mit gewaltfreien Aktionen in einer Region, die unmittelbar von einem Konflikt betroffen war.“ Mit diesen Worten erklärt Wolfgang Hertle die Idee zur Gründung einer „Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion“ im Wendland vor 40 Jahren. Auslöser war der 1977 gefasste Regierungsbeschluss, Gorleben zum Standort für Atommüllanlagen zu machen. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg bat um Unterstützung

Al-Walajah Aktion

Gärten als Symbole des Widerstands

Standhaftigkeit der Frauen von Al-Walajah gegen israelische Besatzungspolitik

„Das Beste, was man auf der Welt haben kann, ist ein eigenes Haus und ein Stück Land drum herum – etwas Platz und Ruhe. Das ist ultimative Stabilität.“ Für Ilham Zeda aus Al-Walajah im Westjordanland ist Stabilität alles andere als selbstverständlich. Wie alle Dorfbewohner*innen ist sie ständig der Gefahr ausgesetzt, dass sie vertrieben und ihr Haus abgerissen wird. Doch Ilham und andere palästinensische Frauen lassen sich von den Drohungen der israelischen Armee nicht beirren.

Hagen Berndt Aktion

„Internationale Friedensarbeit muss im eigenen Land beginnen“

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit gelingt nur auf Augenhöhe

„Wir haben schon fachlich qualifizierte internationale Friedensarbeit geleistet, bevor der Zivile Friedensdienst 1999 etabliert wurde.“ Hagen Berndt blickt gerne zurück auf die 1990er Jahre, in denen er die Arbeit der KURVE Wustrow entscheidend mitgeprägt hat. Als Pädagogischer Leiter war er seinerzeit verantwortlich für die „International Trainings“, die seit 1994 angeboten werden und bis heute ein Markenzeichen der Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion geblieben sind. Entscheidend war und ist für Hagen in diesem Zusammenhang: „Die internationale Kooperation darf nicht einseitig sein."

Margrit Albers Aktion

„Kein böser Bube kommt in unsere Stube“

Widerstand muss auch Spaß machen

Dass Gewaltfreiheit wirkt, steht für Margrit Albers außer Frage. „Es gibt wissenschaftliche Studien, die das eindeutig belegen“, betont die 73-Jährige, die der KURVE Wustrow seit deren Gründung eng verbunden ist. Mit Gewalt könne man vielleicht mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber letztlich zerstöre man damit genau das angestrebte Ziel. „Wenn man eine Welt ohne Gewalt schaffen will, muss man sie auch ohne Gewalt aufbauen können“, ist Margrit überzeugt. „Man muss das Ziel in seinen Aktionen vorweg nehmen.“

Jana Burke Aktion

Eine Stimme der Jugend für den Frieden

Forderung nach Anerkennung der Standpunkte junger Menschen

„Für mich stellt sich einfach die Frage, in was für einer Welt wir künftig leben wollen, und da darf man die Belange der jungen Generation nicht ignorieren.“ Jana Burke ist überzeugt, dass junge Menschen maßgeblich zu einer friedlichen Welt beitragen können, so dass ihre Standpunkte auf gesellschaftspolitischer Ebene berücksichtigt werden müssen. Deshalb engagiert sich die frühere weltwärts-Freiwillige der KURVE Wustrow im „United Network of Young Peacebuilders“.

Fin Kuhl Aktion

Ziviler Ungehorsam gegen Ungerechtigkeiten

Ökologisch verträgliche Lebensweise nach den Lehren Gandhis

„Wenn ich offensichtlichen Ungerechtigkeiten begegne, muss ich mich einfach engagieren, um Veränderungen zu bewirken“, sagt Fin Kuhl aus Blütlingen bei Wustrow. Solidarität mit von Unrecht Betroffenen ist für ihn ein wichtiger Grundsatz, der ihn – wenn immer notwendig – auch zu Aktionen des zivilen Ungehorsams motiviert. Der Same wurde früh gesät: Seine Eltern sind seit Jahrzehnten im Anti-Atom-Widerstand des Wendlands aktiv. Fin organisierte schon als Teenager eine Schüler*innendemonstration gegen die Castor-Transporte nach Gorleben.