Myanmar - drei Jahre danach

Thailand MMR 2024 Copyright Anonym

Bild: Protestveranstaltung in Chiang Mai/Thailand am dritten Jahrestag des Militärputsches in Myanmar. "Up Against Dictator Shit" ist auf das Banner geschrieben worden von Thai- und Myanmar-Aktivist*innen

Myanmar nicht vergessen – die Widerstandsbewegung stärken

Auch drei Jahre nach dem Militärputsch vom 01.02.2021 hält die Mehrheit der Menschen in Myanmar an den Zielen der Spring Revolution fest: Dem Sturz des Militärregimes und der Etablierung eines föderalen, demokratischen Myanmars. Sie unterstützen die gewaltfreie Widerstandsbewegung, indem sie den Dienst in Institutionen unter Kontrolle der Junta verweigern, den Kauf von Produkten aus militäreigenen Unternehmen boykottieren, Steuerzahlungen vermeiden, sich an Protestaktionen und Kampagnen beteiligen und mit einem hohen Maß an Eigeninitiative soziale Strukturen schaffen, die durch das Militär zerstört wurden. Auch unsere Partnerorganisationen, mit denen wir im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes zusammenarbeiten, unterstützen den gewaltfreien Widerstand.

Eskalation der Gewalt
Aber die Menschen zahlen einen hohen Preis, denn die Junta geht mit großer Brutalität gegen die Widerstandsbewegung vor. Mehr als 25.000 Aktivist*innen wurden bis heute verhaftet und fast 4500 getötet (www.aappb.org). Als Abschreckungstaktik gegen den bewaffneten Widerstand – bestehend aus einigen Armeen ethischer Organisationen sowie People’s Defence Forces, die mehrheitlich in Gebieten der Bamar-Mehrheitsbevölkerung operieren - greift das Militär mit Luft- und Artillerieangriffe Dörfer und Städte an, tötet tausende Zivilist*innen, zerstört Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser und religiöse Stätten und treibt die Menschen in die Flucht. Nach Angaben der Vereinten Nationen stieg die Zahl der Binnenvertriebenen, die dringend humanitäre Hilfe benötigen, auf rund 2,3 Millionen.

Die Junta ist geschwächt
Koordinierte Militäroperationen ethnischer revolutionärer Organisationen und anderer bewaffneter Widerstandsgruppen in den letzten Monaten des Vorjahres haben die Junta erstmals seit 2021 in die Defensive gedrängt. Sie ist nicht nur militärisch geschwächt, sondern gerät auch in den eigenen Reihen zunehmend in die Kritik. Dieses Momentum bietet eine wichtige Chance, den politischen Einigungsprozess über die zukünftige Staatsform Myanmars voranzubringen.

Erste Schritte zu einer föderalen Demokratisierung
In vielen der ethnischen Staaten und einigen vom Militär befreiten Gebieten des burmesischen Kernlandes haben politische Akteure den Aufbau lokaler und regionaler Verwaltungs- und Regierungsstrukturen vorangetrieben. Sie sind eine wichtige Grundlage für Partizipation und Demokratisierung, um komplexe Interessensunterschiede, resultierend aus der ethnischen Diversität und jahrzehntelanger gewaltvoller Unterdrückung durch die Bamar-Mehrheitsgesellschaft, adressieren zu können. Ethnische Organisationen, burmesische Oppositionspolitiker*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Widerstandsbewegung sind in einem intensiven Prozess, einen konstruktiven Weg hin zu einer föderalen Staatsform zu finden.

Aktivitäten trotz Gefahren
Unsere Partnerorganisationen unterstützen auf vielfältige Weise und mit hohem Einsatz und trotz zahlreicher Gefahren diesen Prozess. In Trainings und Workshops in Myanmar und an der Thai-Myanmar Grenze vermitteln sie Wissen über Gewaltfreiheit, Anti-Diskriminierung und Menschenrechte und bieten psychosoziale Unterstützung. Als Teil der gewaltfreien Widerstandsbewegung führen sie Kampagnen durch, um die Öffentlichkeit zu mobilisieren und um über Falschinformationen durch Militär-Propaganda aufzuklären. Sie unterstützen Aktivist*innen und Lehrer*innen, die den Staatsdienst verweigern und beteiligen sich an internationaler Advocacy-Arbeit.

Unsere Partner fordern nachdrücklich, dass die internationale Gemeinschaft – sowohl die westlichen Demokratien als auch die ASEAN-Staaten und die angrenzenden Nachbarländer, einschließlich dem einflussreichen China – die ethnische und religiöse Diversität der Oppositionsbewegung anerkennt, ihre politischen Akteure stärkt, finanziell unterstützt und humanitäre Hilfe leistet.

Mehr Informationen zum Zivilen Friedensdienst in Myanmar.

Weitere Informationen über Myanmar finden sich hier: