Lage im Sudan im Januar 2024

KURVE Wustrow Sudan 20230111

Statement zur Lage im Sudan - Update Januar 2024

Durch die Kampfhandlungen zwischen dem sudanesischen Militär (SAF) und der Miliz RSF wurden seit April 2023 rund 7,3 Millionen Menschen vertrieben – innerhalb des Sudans und über die Landesgrenzen (https://reports.unocha.org/en/country/sudan/ 5. Januar 2024). Seit Mitte Dezember sind die Kämpfer der RSF auch in den Bundesstaaten El-Gezira, White Nile State sowie Sennar State auf dem Vormarsch, beginnend mit der Einnahme der zweitgrößten Stadt des Sudans, Wad Madani in El-Gezira State (https://www.theguardian.com/world/2023/dec/18/rsf-paramilitary-seizes-control-of-wad-madani-sudans-second-city).

Die genannten drei Bundesstaaten beherbergen eine große Anzahl intern vertriebener Menschen unter schwierigsten Lebensbedingungen. Nun, da durch die Präsenz der Miliz auch die relative Sicherheit vor Gewalt nicht mehr gewährleistet ist, insbesondere für Frauen, sehen viele Menschen keine Möglichkeit, dort zu bleiben. Allein aus Wad Madani sind nach Schätzungen seitdem eine halbe Million Menschen geflohen – darunter vermutlich eine hohe Anzahl mehrmals vertriebener Familien und Einzelpersonen. (https://reports.unocha.org/en/country/sudan/ 5. Januar 2024)

Nach wie vor befindet sich der prozentual größte Anteil der intern Vertriebenen im Sudan jedoch im Westen des Landes, den Bundesstaaten Süd-Darfur sowie Ost-Darfur. Menschen werden vertrieben innerhalb der fünf Bundesstaaten Darfurs durch die anhaltende Gewalt und Gräueltaten, die unter anderem im November in ethnisch motivierten Tötungen hunderter Zivilist*innen zuletzt wieder einen Höhepunkt erreichte. https://www.thenewhumanitarian.org/photo-feature/2023/12/20/snapshots-how-sudans-conflict-impacting-darfur Die Stadt Nyala, Süd-Darfur, wurde bereits im Oktober durch die RSF eingenommen. Dort bombardierte die Gegenseite SAF im Dezember wiederholt gnadenlos Wohngegenden https://sudantribune.com/article280364/

Der nun durch RSF kontrollierte Bundesstaat El-Gezira ist im Zentrum des Landes und verfügt über essentielle wirtschaftliche Ressourcen und Infrastruktur. Der RSF General Mohamed Hamdan Daglo (Hemedti) verfügt damit nun offenbar über ausreichend Rückendeckung, sich als Staatsoberhaupt zu präsentieren. So wurde er um den Jahreswechsel von mehreren Präsidenten während seiner Besuche in Äthiopien, Djibouti, Uganda, Kenia und Rwanda empfangen. https://www.arabnews.com/node/2436431/world

Zugleich haben sich die altbekannten Vetreter*innen der zivilen Politik, die sich kürzlich als „Coordination of Civilian Democratic Forces“ (Taqaddum) zusammengeschlossen haben, Vertreten von Abdalla Hamdok – vormals Präsident der Übergangsregierung - zum Neujahr um einen Waffenstillstand bemüht: Am 1.1.2024 haben Abdalla Hamdok und Hemedti eine gemeinsame Deklaration in Addis Abeba unterzeichnet. Hemedti hatte sich zuletzt zu einem bedingungslosen Waffenstillstand mit dem sudanesischen Militär bereit erklärt – wissend, dass das Militär bis dato keinen bedingungslosen Waffenstillstand akzeptieren wird. Die Verhandlung mit der sudanesischen Militärführung steht aus. https://sudantribune.com/article280927/

Bisherige Berichte:

- Juli 2023

- November 2023

Mehr über unsere Zusammenarbeit mit den Frauen von unserer Partnerorganisation Bana im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes