Zum Hintergrund 2019 setzte die demokratische Revolution im Sudan der herrschenden Militärdiktatur ein Ende. Doch der Übergang in eine demokratische Zukunft blieb ein steiniger Weg. Seit der sudanesischen Unabhängigkeit 1956 hat das Land nur wenige Jahre der Demokratie und nur wenige Jahre ohne Bürgerkrieg erlebt. Insbesondere Frauen und Minderheiten waren und sind auch unter der derzeitigen Übergangsregierung noch von Diskriminierung und Ausgrenzung betroffen. Mit der Revolution sind die Spielräume der Zivilgesellschaft jedoch gewachsen. Unsere Partnerorganisation Bana Group for Peace and Development versucht diese Spielräume zu nutzen und noch zu erweitern. Sie setzt sich dafür ein, dass Frauen in dieser Übergangsphase zu Wort kommen und in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Die jetzt veröffentlichte Studie „Voices of the Margins – Realising Freedom-Peace-Justice“ der Bana Group trägt dazu bei. Im Dezember 2022 wurde die Studie im Rahmen einer zweitägigen Tagung in Berlin vorgestellt. Wir hatten in Zusammenarbeit mit dem Dachverband der Migrantinnenorganisationen (DaMigra) und der Beratungsorganisation „Mein Körper gehört mir e.V.“ dazu eingeladen. Per Video wurden Frauen aus verschiedenen Landesteilen des Sudan zugeschaltet, die an der Studie mitgewirkt hatten. Bessere Lebensbedingungen für alle Frauen der Bana Group hatten die Studie mit Unterstützung des Zivilen Friedensdienstes in selbstorganisierter Feldforschung durchgeführt. Die Teilnehmerinnen betonten die Wichtigkeit tiefgreifender Veränderungen im Sudan, um bessere Lebensbedingungen und „Freiheit – Gerechtigkeit – Frieden“, die Kernforderungen der sudanesischen Revolution, für alle zu erlangen. So fordern die Frauen unter anderem, auf der Grundlage eines partizipativen Verfassungsprozesses, alle Menschen im Land einzubeziehen. Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen oder aufgrund ethnischer Zugehörigkeit sollen ausdrücklich gesetzlich verboten und internationale Abkommen über die Rechte der Frauen ratifiziert werden. Frauen sollen bessere Chancen auf Bildung, Ausbildung und Arbeit erhalten. Außerdem empfehlen die Frauen nachdrücklich, Frauen in lokalen Gremien und Entscheidungsebenen zu stärken. Nord-Süd-Hierarchien aufbrechen Bei sudanesischer Musik und Essen konnten sich die etwa 30 Teilnehmer*innen in Berlin austauschen, bevor es am späteren Nachmittag eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen der beteiligten Organisationen gab. Dabei wurde diskutiert, wie in Deutschland mit den Ergebnissen der Studie umgegangen werden soll und welche Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Politik bestehen. Desweiteren wurde besprochen, wie Nord-Süd-Hierarchien auch in der Friedensarbeit angemessen reflektiert und aufgebrochen werden können und wie Unterstützungsmöglichkeiten für Frauen in Sudan aussehen können. Besonders schön war, dass es gelang, die Frauen, die an der Studie mitgewirkt hatten, per Video aus verschiedenen Landesteilen des Sudan zuzuschalten. Wir hörten von ihren Erfahrungen und ihre Danksagungen. Nicht selbstverständlich, dass das Internet und die Stromversorgung an diesem Tag stabil genug waren. Mehr Infos zur Tagung Die Studie ist in unserer Mediathek zu finden. Die Kurzfassung sowie die Forderungen sind im Policy Brief nachzulesen. PreviousNext